Der Blumentopf im Treppenhaus

Nicht nur Brandschützer können von zugestellten Fluchtwegen ein Lied singen. Viel häufiger und damit alltäglicher ist das Spießrutenlaufen in deutschen Treppenhäusern für die medizinischen Rettungsdienste. Es scheint ein weit verbreitetes Phänomen zu sein, das Insider mit der Faustregel „Je kränker desto oben“ flapsig beschreiben: Meist jedenfalls befinden sich die Schlafzimmer älterer Menschen in den oberen Etagen von Einfamilienhäusern. Das erscheint auf den ersten Blick bzw. so lange die Kinder noch im Haus wohnen durchaus sinnvoll. Spätestens dann aber, wenn ein Partner zum Pflegefall wird oder für längere Zeit ans Bett gefesselt ist, wird der ursprüngliche Vorteil eines erhöhten Schlafplatzes fraglich.

Denn mit dem Alter steigt auch die Wahrscheinlichkeit, eines Tages auf medizinische Hilfe angewiesen zu sein. Mag der Hausarzt noch die sportliche Herausforderung badischer „Stiegen“ problemlos bewältigen: Die Männer (und Frauen) vom Rettungsdienst fluchen in der Regel schon innerlich, wenn sie das Haus des Kranken betreten und mit ersten Schweißperlen auf der Stirn noch oben blicken. Hat dann noch der Architekt am Treppenraum gespart – was beim Häusle am Rande der Stadt früher nicht unüblich war – kommen ernste Sorgenfalten dazu. Die einzige Möglichkeit ist hier oft nur noch das so genannte Bergetuch, eine Art „Sack mit Griffen“ in die der Kranke dann verpackt und mit viel Spucke durch den Treppenschlauch nach unten zur dort wartenden Trage gebracht werden muss. Blumentöpfe und Bilder an den Wänden, die unterwegs vorbei huschen, werden in diesen Situationen schnell zu vergänglichen Schönheiten.

Deshalb unser Tipp: Spätestens dann, wenn ein Pflegebett bestellt wird, sollte man sich Gedanken machen, wo dieses aufzustellen ist. Ein Platz im Erdgeschoss erlaubt nicht nur die weitere Teilnehme des Kranken am Familienleben. Es erspart auch Stress im Fall der Fälle.